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Autor: Franz Fühmann, Herausgeber: Barbara Heinze, Peter Dehmel Verlag: Hinstorff Verlag, Rostock 544 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 15 s/w Abbildungen, 12,5 x 21,5 cm Nicht, wie bei Fontane beschrieben, grau wie die Müllertiere, sondern bequem im Auto, mit drei Koffern, einen Anzug am Bügel fuhr Franz Fühmann im November 1967 nach Neuruppin. Der Autor hatte vom Berliner Aufbau-Verlag den Auftrag bekommen, Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark“ in der „sozialistischen Gegenwart“ nachzuvollziehen und zu erzählen, was sich in 80 bis 100 Jahren verändert hat. Denn das Werk sollte anlässlich des 20. Jahrestages der DDR 1969 erscheinen. Also besuchte Fühmann LPG-Bauern, Feuerlöschgerätewerker, Funktionäre aus Politik und Kultur, wälzte historisches Material und aktuelle Statistiken. Allerdings zeigte sich sehr schnell, dass die sozialistische Wirklichkeit wenig zu tun hatte mit dem Wunschdenken seiner Auftraggeber in Berlin. Am Ende hält Fühmann seine Materialien zurück und löst den Vertrag auf - Der Text wird nicht publiziert. Denn der Fühmann der späten sechziger Jahre ist keineswegs mehr der systemtreue Schriftsteller, dem ein letztlich staatskonformes Werk gelingen kann. Sein NEURUPPINER TAGEBUCH verschwindet folglich erst einmal in den Schubladen ... und erscheint nun endlich, sorgsam editiert von Peter Dehmel und Barbara Heinze, die schon für die ausgezeichnete Fühmann-Biographie (Hinstorff 1998) verantwortlich zeichnete und die seinen Nachlass in der Akademie der Künste betreut. Ein aufschlussreiches, detailreiches, oft humorvolles Buch über die Mark und das dortige Leben. Zugleich ein spannendes Buch über einen Dichter, der sich zu lösen beginnt von einer Anschauung, die auch einmal die seine war. Und dies bereits in einer Offenheit, die Fühmanns weiteren Lebensweg und sein Werk bestimmen werden – und die ihn auch 20 Jahre nach seinem Tod zu einem hochaktuellen Autor machen. | ||||||