| | Der Koloss von Prora auf Rügen (Buch) | | Joachim Wernicke, Uwe Schwartz
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Autor: Wernicke, Joachim, Uwe Schwartz Verlag: Verlag Museum Prora, Verlag Langewiesche Königstein 2. erweiterte und aktualisierte Auflage 132 Seiten, 290 Abb. u. Pläne, davon 160 farbig Format: 19 x 19 cm, Paperback
In Prora auf Rügen, am breiten Ostseestrand zwischen Binz und Mukran, treffen Spaziergänger auf rätselhafte, kilometerlange Bauten, die in keiner Weise zu den Seebädern und Fischerdörfern Rügens passen. Die Fassaden scheinen in ihrer Länge kein Ende zu nehmen und setzen sich in Ruinenreihen fort. Es sind die Reste einer Anlage, die vor Jahrzehnten das erste Prunkstück einer Serie gigantischer "Kraft durch Freude"-Seebäder werden sollte, aber nie fertig gestellt wurde. Prora ist somit auch Zeugnis deutscher Tourismus-Geschichte. Die Nazi-Organisation "Kraft durch Freude" mit ihren Seereisen und geplanten Seebädern wird oft als Vorläuferin der modernen Massentourismus-Anbieter bezeichnet. Immerhin geplante 20.000 Betten auf fünf Kilometern Länge sprechen in Prora für sich. Die Autoren Joachim Wernicke und Uwe Schwartz vom Museum Prora schildern in diesem Buch detailreich und spannend zunächst die Geschichte der Insel und den Rügener Badebetrieb der Kaiserzeit, bevor sie das gigantische NS-Projekt Prora im einzelnen darlegen. Ziel der Autoren ist es dabei, nicht nur zu beschreiben, wie „Kraft durch Freude“ als Blendwerk aus Politik und Propaganda „funktionierte“ (auch die Nutzung durch die DDR wird ausführlich geschildert), sondern sie führen auch aus, welche Bedeutung dem Bauwerk als Mahnmal zukommt, und warum die Sanierung und der Erhalt des Kolosses von Prora Sinn macht. Das dürfte, glauben Joachim Wernicke und Uwe Schwartz, nicht nur der Insel Rügen zugute kommen, sondern weltweit ein Zeichen für Toleranz und Verständigung setzen. Allerdings, schon die erste Auflage dieses Buches warnte bereits 2003 vor den Gefahren, die dem Geschichts-Mahnmal drohen, und zeigte zukunftweisende Konzepte auf. Aber, so die Autoren, Leute mit guten Verbindungen zur Politik konnten ihre Interessen durchsetzen. Und so bietet diese zweite Auflage des Buches nicht nur, wie bisher, Geschichte und Baubeschreibung von Prora, sondern berichtet auch (unter Nennung der Akteure) von dem, nach Ansicht der Autoren, skandalösen Verkauf bedeutender Teile der Anlage durch die Bundesregierung im Frühjahr 2006 an einen „Investor“. Nach Meinung der Autoren ein veritabler Skandal, der ines Untersuchungsausschusses würdig wäre. | |